Endlich, endlich kam meine Beförderung,
Aber die Fortbildung? Klappt nicht für Blinde!
Zuerst dachte ich, von wegen Inklusion.
Dann fand ich diesen barrierefreien Kurs
… und es hat zapp gemacht.
Der Begriff „Barrierefreiheit“ steht im eLearning für das Bemühen, den Zugriff und die Nutzung von Content möglichst allen Menschen ohne Hürden und ohne fremde Hilfe zu ermöglichen. Dieses Bestreben ist die Voraussetzung für lebenslanges Lernen in einer zunehmend digitalen Welt, für die berufliche Fort- und Weiterbildung und somit für Inklusion und Teilhabe. Das Ziel der Barrierefreiheit gilt unabhängig von der Art bzw. dem Grad einer Behinderung oder Leistungseinschränkung und schließt auch sogenannte unsichtbare Behinderungen mit ein.
Der Weg zu absoluter Barrierefreiheit ist allerdings noch weit. Und ist vermutlich selbst mit zunehmender Digitalisierung niemals völlig erreichbar. Wir sprechen deshalb lieber von „barrierearmen Lösungen“, um allzu hohe Erwartungen zu vermeiden. Daran ändern auch aufwändige Zertifizierungen nur wenig.
Wesentlich wertvoller als ein erworbenes Siegel ist der Praxistest. Auch dies ist Teil unserer Expertise, wenn wir über barrierearme Lösungen für bestimmte Zielgruppen sprechen. Da sich Barrieren je nach Handicap unterscheiden, kann deren Beseitigung nützen oder schaden zugleich. Ein Beispiel aus der realen Welt ist die Bordsteinkante: Was für den Rollstuhl ein Hindernis darstellt, gibt bei der Nutzung des Blindenstocks Orientierung und Sicherheit.
Bei Webseiten sind – immer in Abhängigkeit ihrer Zielgruppe und Relevanz – veränderbare Schriftgrößen, eine Vorlesefunktion oder eine Version in „einfacher Sprache“ immer häufiger anzutreffen. Bildunterschriften und Transskripte, die von Readern erkannt werden, erlauben Sehbehinderten die Nutzung von eLearnings weitgehend ohne Einschränkung. Marktgängige Autorentools mit didaktisch vielfältigen Optionen der Wissensvermittlung und Lernkontrolle können mit Blick auf die Bedienbarkeit per Mausclick nach den Erfordernissen der Barrierefreiheit genutzt werden.
Besondere Herausforderung ergeben sich, wenn Lerninhalte als Teil einer komplexen inhaltlichen Struktur in einem Lernmanagementsystem, z.B. Moodle oder Ilias, eingebunden sind und dadurch die Navigation bzw. der Zugriff erschwert wird. Aus Gründen bestmöglicher Barrierefreiheit verzichten wir deshalb in speziellen Moodle-Projekten auf jedes Autorentool. Die Inhalte werden direkt auf der Moodle-Plattform hinterlegt. Damit stellen wir sicher, dass der Lehrgang per Reader erreichbar ist und mindestens der WCAG-Zertifizierung von Moodle entspricht.
Für uneingeschränkte Barrierefreiheit sind die didaktischen Möglichkeiten in der Wissensprüfung begrenzt (z. B. Drag&Drop oder bestimmte Quizformen und rein mausgesteuerte Interaktionen wie in manchen H5P Templates gefordert). Mit den in Moodle verfügbaren Möglichkeiten, wie z. B. Grafiken und Multiple Choice, lassen sich die Lerninhalte dennoch ansprechend umsetzen.
Beispielprojekt: eLearning in der Weiterbildungsberatung
Herausgeberin: agnes@work Agiles Netzwerk für sehbeeinträchtigte Berufstätige.